In einer Studie, die Im September 2017 von Jessica Albers (MScOst) zusammen mit dem wissenschaftlichen Leiter der Osteopathie Schule Deutschland, Dr. Dr. Tobias Schmidt, in der Fachzeitschrift Complementary Medicine Research veröffentlicht wurde,zeigten osteopathische Behandlungen gute Erfolge in der Schmerztherapie von Fibromyalgiepatienten, gleichgültig ob befundorientiert oder nach den Prinzipien der allgemeinen osteopathischen Standards vorgegangen wurde.
Das Fibromyalgiesyndrom (FMS), von dem in Deutschland schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen, in erster Linie Frauen, betroffen sind, äußert sich vor allem durch heftige Muskelschmerzen, die oftmals von weiteren Beschwerden wie Schlafstörungen, kognitiver Dysfunktion, Kopfschmerzen und einer Vielzahl somatischer Symptome begleitet werden. Die Erkrankung kennzeichnet eine herabgesetzte Schmerzschwelle und das Vorhandensein von mindestens 11 von 18 schmerzhaften Tenderpunkten. Die Komplexität dieser chronisch verlaufenden Erkrankung des rheumatischen Formenkreises erfordert ein multimodales Behandlungskonzept unter Einbeziehung pharmakologischer und begleitender Maßnahmen wie körperlicher Bewegung, Wärme, Entspannung, manueller Verfahren sowie einer begleitenden psychologischen Schmerztherapie. Inwiefern osteopathische Behandlungseinheiten das Therapiekonzept ergänzen könnten, wurde nun im Rahmen einer kleinen Studie an der Osteopathie Schule Deutschland in Hamburg untersucht. [1]
Einen interessanten Aspekt der Studie bildet die Frage, ob sich verschiedene osteopathische Behandlungsansätze gleichermaßen erfolgreich in der Behandlung des Fibromyalgiesyndroms zeigen. Insgesamt 50 Fibromyalgiepatienten, bei denen in den drei Monaten vor Studienbeginn mindestens eine mittlere Schmerzintensität von 4 Punkten auf der Visuellen Analog Skala (VAS) verzeichnet werden konnte, wurden zufällig drei Gruppen zugeteilt. Die 19 Patienten der ersten Behandlungsgruppe erhielten eine auf ihren individuellen Befund zugeschnittene osteopathische Behandlung, während 17 Patienten in der zweiten Behandlungsgruppe eine standardisierte osteopathische Behandlung gemäß des General Osteopathic Treatment (GOT)-Konzepts zuteilwurde. Die 14 Patienten in der Kontrollgruppe blieben unbehandelt, jedoch wurden Ihnen nach der Studienphase kostenlose osteopathische Anwendungen in Aussicht gestellt. Die Teilnehmer in den beiden Therapiegruppen wurden jeweils in zehn 45-minütigen Sitzungen über einen Zeitraum von zwölf Wochen behandelt. Die Behandlungen erfolgten durch insgesamt drei Therapeuten, die über eine vierjährige osteopathische Ausbildung sowie eine zehnjährige Praxiserfahrung auf dem Gebiet der Physiotherapie oder Ergotherapie verfügten.
Als primäre Endziele wurden die per visueller Analogskala (VAS) gemessene Schmerzintensität und die Druckschmerzschwelle an den für das Fibromyalgiesyndrom relevanten Tenderpunkten, die mittels eines Algometers gemessen wurde, festgesetzt. Außerdem beantworteten die Patienten im Rahmen des Fibromyalgie Impact Questionnaires (FIQ) zu Beginn und insgesamt an sechs festgelegten Zeitpunkten im Studienverlauf zehn Fragen zur Beeinträchtigung ihres Alltags durch ihre Erkrankung. Zu Studienende war in beiden Behandlungsgruppen eine im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikante Reduktion der Schmerzintensität zu beobachten (-2,5 Punkte in der Gruppe der individuell behandelten Patienten, ‑2,0 Punkte in der Gruppe der mittels GOT behandelten Patienten und + 0,4 Punkte in der Kontrollgruppe). Der Unterschied zwischen beiden Therapiegruppen erwies sich jedoch als nicht statistisch signifikant. Die Beeinträchtigung im Alltag konnte durch individuelle Osteopathie um 13,7 Punkte, durch die allgemeine Osteopathie-Behandlung um 15,5 Punkte und in der Kontrollgruppe um 2,5 Punkte reduziert werden. Die Druckschmerzschwelle konnte dahingegen in beiden Therapiegruppen nur minimal erhöht werden, in der Kontrollgruppe war zum Ende der Studienperiode sogar eine leichte Senkung zu beobachten.
Schlussfolgerung :
Die Resultate hinsichtlich der Schmerzintensität und der Beeinträchtigungen im Alltag durch beide osteopathische Behandlungsformen erweisen sich als klinisch relevant und sind somit für eine Übertragung auf den Therapiealltag geeignet. Ob die Anwendung aufgrund des individuellen Befunds erfolgte oder der Standardbehandlung folgend durchgeführt wurde, war für den Therapieerfolg nicht entscheidend. Die auf der Ebene der Druckschmerzschwellen-Messungen erzielten Ergebnisse können lediglich als positiver Trend beurteilt werden und sollten in Studien mit einer längeren Behandlungsdauer verfestigt werden. Frühere Studien mit einem Behandlungszeitraum von mindestens 20 Wochen zeigten hinsichtlich dieses Parameters bereits signifikante Veränderungen. Zudem sollten zukünftig somatische Dysfunktionen, die in dieser Studie nicht einbezogen worden sind, berücksichtigt werden. Ein interessanter Ansatz für weitere Studien wäre außerdem der Vergleich osteopathischer Behandlungen mit einer weiteren, bei Fibromyalgie eingesetzten manuellen Therapie wie z.B. Massage.
1) Albers J, Jäkel A, Wellmann K, Hehn U von, Schmidt T. Effectiveness of 2 osteopathic treatment approaches on pain, pressure-pain threshold, and disease severity in patients with fibromyalgia: a randomized controlled trial. Complement Med Res 2018; 25(2): 122–128
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